„Energie ist gewinnbringend“

Die Landvolkhochschule Oesede zu Gast bei Koldehoff

Langen. Ein Blockheizkraftwerk für die Ferkel-Fußbodenheizung. Ein Elektro-Auto für die Fahrt zum Stall und ein Futtermittelhersteller unter Dampf. Die Teilnehmer des diesjährigen Winterkurses der Landvolkhochschule Oesede erhielten von Paul Koldehoff, Experte für effiziente Energietechnik, einen Einblick in die zukunftsweisende Gewinnung von Strom und Wärme, z. B. mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).

„Kraft-Wärme-Kopplung bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern ist bei bestimmten Rahmenbedingungen auch unter wirtschaftlichem Aspekt für Landwirte eine Überlegung wert“, erklärt Paul Koldehoff, der mit seinem gleichnamigen Unternehmen schon mehr als 600 KWK-Anlagen im Nordwesten Deutschlands installiert hat. Die Sensibilisierung sei auch für die angehenden Landwirte wichtig, um weitere Möglichkeiten der Energiegewinnung für die Zukunft im Blick zu haben.

   

 

Blockheizkraftwerk für Ferkelställe

Den Nutzen eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) im landwirtschaftlichen Sektor konnten sich die Jung-Landwirte bei Leo Klus, Landwirt und seit fast 20 Jahren BHKW-Anwender, genauer anschauen. Klus besitzt mehrere Ferkelställe und nutzt die Nahwärme für die Ferkelnester. „Im Ferkelbetrieb wird das ganze Jahr über Wärme benötigt, deshalb läuft unser BHKW auch ganzjährig“, erklärt Leo Klus. Und er ist zufrieden. „Das Kraftwerk liefert mir nun ziemlich genau die Menge an Wärme und Strom, die ich unter den aktuellen Bedingungen brauche. Was das BHKW nicht schafft, wird mit Hackschnitzeln ergänzt“, berichtet Klus. Und auch die Teilnehmer vor Ort waren beeindruckt, vor allem über die Laufzeit des BHKW, denn die kann über  8.000 Betriebsstunden pro Jahr betragen. „Wir haben selbst einen Ferkelstall zu Hause. Wenn ich das so höre, denke ich auch darüber nach, die Ställe auf diese Weise zu beheizen. Dass es sich lohnt und funktioniert, sehen wir hier“, so Greta Außel, Jung-Landwirtin und Winterkurs-Teilnehmerin aus Lähden.

 

Regionales Kraftfutterwerk betreibt BHKW

Die zweite Besichtigung führte zum regionalen Kraftfutterwerk Tihen in Bawinkel. Das Unternehmen setzt auf eine Anlage mit 800 kW elektrischer Leistung und Dampfauskopplung. Den Dampf benötigt der Hersteller für die Futtermittel-Produktion. „Das BHKW passt gut in unser Unternehmen. Der Motor erzeugt rund 45% Strom, 25% Dampf und 20% Heizwasser. Wir können unsere Energiekosten damit erheblich senken“, erklärt Ralf Tihen, Geschäftsführer TiBa in Bawinkel.

 

Strom-Selbstversorger im Emsland

„Auch ich erzeuge Strom und Wärme selbst. Meine Energie ist gewinnbringend“, so Koldehoff während der Informationsveranstaltung. Bis vor einigen Jahren bezog die Firma Koldehoff ihren Strom ganz konventionell über das öffentliche Stromnetz. Mit der Anschaffung einer KWK-Anlage im Jahr 1998 konnte sie den Netzbezug halbieren und lag damit bei einer Selbstversorgung von 51%. „Wir ergänzten unsere Energieerzeugung um eine Photovoltaik-Anlage und konnten so schon einen Selbstversorgungsanteil von 73% erreichen.“ Die Photovoltaik-Anlage sorgt im Sommer für den Strom und im Winter arbeitet das Blockheizkraftwerk für die benötigte Energie. Doch das genügte Paul Koldehoff nicht, dem Experten für Energietechnik gelang es, mit einem Batteriespeicher den Selbstversorgungsanteil noch einmal um 14% zu heben. Die Batteriespeicher machen den im Blockheizkraftwerk erzeugten Strom unabhängig vom Zeitpunkt seiner Entstehung verfügbar. „Die Batteriespeicher sind gut geeignet für den Tagesausgleich. Im Sommer erhält man so den Sonnenstrom auch in der Nacht und im Winter reicht der überschüssige Nachtstrom aus dem Blockheizkraftwerk für den Tag. Der erzeugte Strom ist wertvoll, man kann sagen, dass die Stromerzeugung unsere Gasrechnung bezahlt“, erklärt Koldehoff die Idee vom Strom-Selbstversorger.  Mit diesem gesamten Energie-System sorgt die Firma Koldehoff mittlerweile zu 98% für ihren eigenen Strombedarf. Aber das ist laut Koldehoff noch nicht das Ende der Fahnenstange. „Durch die Anschaffung von Elektroautos“, verrät er nicht ohne Begeisterung. „machen wir durch die vermieden Kraftstoffkosten mit unserer Energieerzeugung nachhaltig Gewinn.“ Nach Probefahrten waren die Schüler begeistert von den Fahrleistungen der E-Autos.