Energie-Selbstversorger dank Wasserstoff: Arent Jan Roest vertraut auf Picea

Der H2-Pionier

Wasserstoff gilt als eine der Schlüsseltechnologien auf dem Weg zur Energiewende. Zum Einsatz kommt er bislang aber fast ausschließlich im industriellen Bereich. Die Berliner Firma Home Power Solutions (HPS) will das ändern: Mit ihrem System Picea bietet Sie erstmals auch Hausbesitzern die Möglichkeit, Strom und Wärme zu 100 % selbst zu produzieren und bedarfsgerecht zu verbrauchen – so wie Arent Jan Roest. Dank der klimaneutralen Wasserstofftechnologie ist der umtriebige Nordhorner nun auf bestem Wege, komplett energieautark zu werden.

 

Drei, die die Energiewende aktiv in die Hand nehmen (v. l.): René Bisplinghoff vom Picea-Hersteller HPS, Betreiber Arent Jan Roest und Installateur Paul Koldehoff.

 

Auf einer ehemaligen landwirtschaftlichen Hofanlage am idyllischen Rand Nordhorns lebt der 74-Jährige mit seiner Frau. Hier fiel Mitte September 2021 auch der Startschuss für den Betrieb der Picea-Anlage. Ein aufregender Moment, selbst für einen Pionier der erneuerbaren Energien wie Roest. Schließlich ist seine Picea erst die 48. Anlage ihrer Art in ganz Deutschland. Im privaten Bereich gehört der gebürtige Niederländer damit zu den H2-Nutzern der ersten Stunde. Geliefert und installiert wurde das gesamte System durch unsere Firma. Seit Frühling 2020 vertraut HPS auf uns als regional bekannten Vertriebspartner.

Berührungsängste mit derartigen Technologien sind im Hause Roest ein Fremdwort. Unbedacht sind seine Investitionsentscheidungen dennoch nicht – ganz im Gegenteil: „Ich versuche, mich immer auf dem Laufenden zu halten, was den Stand der Technik angeht“, betont der Augenarzt. 2001 erwarb das Ehepaar den alten Hof, sanierte ihn und installierte in diesem Zuge auch gleich eine Photovoltaikanlage auf der großzügig dimensionierten Dachfläche des Hofes. Nach zwei Jahrzehnten wurde diese schließlich Anfang 2021 durch eine neue PV-Anlage mit einer Leistung von 29,8 kWp ersetzt, welche nun als Energiequelle für das Picea-System dient.

Der an sonnenreichen Tagen generierte Solarstrom kann entweder direkt oder auch zeitversetzt genutzt werden. Dazu nutzt Picea zwei Technologien: Eine Batterie als Kurzzeitspeicher versorgt den Haushalt nach Sonnenuntergang mit der tagsüber produzierten Energie. Darüber hinaus erzeugte Kapazitäten werden durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und im Langzeitspeicher eingelagert. Im sonnenarmen Winter wird dieser Prozess dann mithilfe einer Brennstoffzelle wieder umgekehrt, um die Bedarfslücke zu schließen. Der Wärmebedarf des Haushalts wird durch eine Wärmepumpe gedeckt.

 

Platzsparend: 1,5 m² reichen aus, um die Batterie, den Elektrolyseur, die Brennstoffzelle, die Leistungselektronik und das Lüftungsgerät unterzubringen.

 

Die technischen Komponenten des Picea-Systems sind platzsparend in einem kleinen Nebengebäude auf dem Hofgelände untergebracht. Auf gerade einmal 1,5 m² finden die Batterie, der Elektrolyseur, die Brennstoffzelle, die gesamte Leistungselektronik sowie das Lüftungsgerät Platz. In einem Nebenraum sind außerdem die H2-Speicher auf drei Paletten gelagert. Hieraus lassen sich ca. 900 kWh Strom gewinnen.

Ein Einfamilienhaus spart mit einer Picea durchschnittlich ca. drei Tonnen CO2 pro Jahr ein. Das beeindruckte auch Arent Jan Roest von Anfang an. Da der Energieverbrauch auf seiner Hofanlage aber naturgemäß höher ist als der eines Einfamilienhauses, ist eine Erweiterung der Kapazität bereits in Planung. „Das Ziel ist 100 % Autarkie“, betont der 74-Jährige entschlossen, „und mit dieser Technologie wird das tatsächlich möglich.“

Überzeugt ist Roest aber nicht nur von der ökologischen, sondern auch von der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des neuen Selbstversorgersystems. Er würde sich freuen, wenn sein Beispiel Schule macht: „Wenn noch mehr Leute mitmachen, ist das billiger als jedes AKW“, ist er sich sicher. „Und der Staat hilft ja auch noch kräftig mit“, ergänzt er lächelnd.

Autark und klimaneutral – mehr geht nicht? Bei Arent Jan Roest schon. Schließlich steht bereits das nächste Projekt an: „Meine Frau und ich haben zwei Autos – Verbrenner“, verrät er. „Die wollen wir auch noch ersetzen durch E-Autos.“ Die Voraussetzungen dafür könnten besser kaum sein: Das Dach des Hofes bietet noch Platz für bis zu 48 weitere Solarzellen.